Dass routiniertes Arbeiten zwar funktioniert, aber eine mentale Sackgasse ist. Dass Motivation hirntechnischer Unsinn ist, der nicht zu echter Potentialentfaltung führt. Und dass gängige Belohnungssysteme wie Prämien langfristig unwirksam sind.

Gerald Hüther lud die Teilnehmer des Praxisseminars „Supportive Leadership“ ein, sich auf neue Wege zu begeben mit einer Führungskunst, die zu neuen Erfahrungen ermutigt und die den Mitarbeitern hilft, ihre Potentiale optimal zu entfalten. Dann machen sie ihre Arbeit von ganz alleine gut – aus Begeisterung.

Erfahrungen und Erlebnisse prägen uns von klein auf. Das wussten schon unsere Väter [und Mütter] und die Neurobiologie bringt in diesem Sinn keine neuen Erkenntnisse. Erstaunlich ist jedoch, wie stark uns Denk- und Verhaltensweisen prägen und wie anpassungsfähig unser Gehirn trotz allem sein kann – wenn man es möchte. Dies belegt die Neurobiologie: Sie analysiert die Funktionsweise des Hirns und macht diese mit Hilfe von bildgebenden Verfahren wie Kernspin- oder Magnetresonanztomographie sichtbar. Neurobiologie kann so hirntechnisch sinnvolle (Lebens)Wege identifizieren und zur Selbsterkenntnis verhelfen. Auf diese Reise begab sich Gerald Hüther mit den Seminarteilnehmern mit folgendem Ziel: „Ich freue mich, wenn Sie heute Abend mit beglücktem Hirn nach Hause fahren“.


Vom Öffnen möglichst vieler Schubladen

Der Mensch verfügt bei der Geburt über 100 Milliarden Nervenzellen. Eine geradezu überwältigende Vielzahl, mit der die Natur und er selbst verschwenderisch umgeht: Durchschnittlich nutzt ein erwachsener Mensch nur einen Bruchteil der vorhandenen Nervenzellen – der Rest „lagert“ ungenutzt im Hirn oder stirbt kontinuierlich altersbedingt ab. Dessen ungeachtet bringt man erstaunliche Hirnleistungen wie z.B. Assoziationen oder Innovationen zustande. Professor Hüther verdeutlichte das menschliche Assoziationsvermögen an diesem Beispiel: Eine Frau ist mit zwei großen Einkaufstaschen auf dem Weg nach Hause. Während sie schon in Gedanken an das heutige Menue für ihre Gäste ist und überlegt, ob sie an alles gedacht hat, springt hinter dem nächsten Busch ein Exhibitionist hervor. Abrupt bleibt sie stehen: “Mensch, die Shrimps!“

Solche Erlebnisse kennt jeder und doch ist es eine hirntechnische Meisterleistung. Denn solche Assoziationen sind nichts anderes als das Vermögen, Dinge, die an sich nichts miteinander zu tun haben, in Beziehung zu stellen. Kreativität und Innovationsgeist bedeutet, Bekanntes – wie Erfahrungen, Wissen, Erkenntnisse – neu zu verknüpfen. Wie bei einer großen Kommode sind in dem Fall alle Schubladen weit geöffnet und man erkennt plötzlich Dinge, die zusammenpassen, an die man vorher nicht gedacht hat. Das Problem ist nur, dass wir meist nicht alle Schubladen öffnen: Wir lassen uns – aus Bequemlichkeit oder Routine – bei unseren Denkleistungen einschränken durch einen festen Fundus an vorgefassten Ideen und Meinungen, die uns zwangsläufig zu den immer gleichen Ergebnissen führen. Vor der Maßgabe der Ziel- und Ergebnisorientierung unserer Gesellschaft ist es häufig die Norm, Aufgaben mit voreingenommenen Meinungen und erprobten Methoden anzugehen – man kommt sicher und schnell zum Ergebnis. Dann passiert das, was auch im Kernspintomographen im Hirn messbar und sichtbar ist: Nämlich nichts Erwähnenswertes.


Trainieren Sie Ihre Begeisterungsfähigkeit

Das Gehirn wird so, wie man es benutzt. Menschen haben durch ihr Denken, Fühlen und Handeln hochkomplex ausgeformte Verschaltungsmuster zwischen den Nervenzellen. Das erklärt, warum sie in bestimmten Situationen immer gleich denken, empfinden und handeln: Die vorhandenen Nervenzellverschaltungen werden aktiviert und der Mensch greift auf sie zurück, quasi als Handlungsanleitung und Orientierung. Das ist sicher und sehr praktisch: Man weiß, „wie der Hase läuft“ und was getan werden muss, damit alles funktioniert. Hirntechnische Untersuchungen beweisen, dass bei einer solchen Vorgehensweise nur sehr wenige Hirnregionen aktiv sind. Die Aufgabe und im schlimmsten Fall das Leben ist im wahrsten Sinne des Wortes reizlos.

Erst die Begeisterung für eine Sache macht den Unterschied: Dann werden die emotionalen Zentren im Gehirn aktiviert. Dort sitzen die Nervenzellen mit langen Fortsätzen, die in alle anderen Bereiche des Gehirns ziehen. Bei deren Aktivierung werden an den Enden der Fortsätze neuroplastische Botenstoffe ausgeschüttet, die nachgeschaltete Nervenzellverbände zu verstärkter Eiweißproduktion anregen, was wiederum das Auswachsen neuer Fortsätze und damit die Bildung und Festigung neuer Kontakte begünstigt. Auf diese Weise werden neue Verknüpfungen im Hirn geschaffen, die bei Aktivierung immer an die Begeisterung als Auslöser der Neubildung erinnern. So bilden sich viele, voneinander unabhängige und entfernt voneinander liegende Netzwerke an Nervenzellen, die die Gehirne begeisterungsfähiger und neugieriger Menschen kennzeichnen.

Sogenannte bildgebende Verfahren wie die funktionelle Magnetresonanztomographie zeigen, dass bei kreativen Menschen bei der Lösung eines Problems im Gehirn viel los ist: Sie können sehr viele, sehr verschiedene und bisher voneinander getrennt abgelegte Wissens- und Gedächtnisinhalte gleichzeitig wachrufen, was zu neuen und sehr befriedigenden, bestärkenden Erfahrungen führt. Das verdeutlicht, warum trotz vermeidlich fortschrittlicher Beschäftigungsangebote im Altersheim Senioren dort schnell abbauen bzw. warum deutsche Schüler laut PISA-Studie so schlecht abschneiden: Es mangelt an Begeisterung. Und deshalb muss es richtig heißen: Das Gehirn entwickelt sich erst dann gut vernetzt und produktiv, wenn man es mit Begeisterung nutzt.


Begeistern statt belohnen – die neue Führungskunst

Wissenschaftler haben mit einem einfachen, aber raffinierten Experiment am südamerikanischen Esel sehr anschaulich belegen können, was sich positiv auf die Potentialentfaltung im Gehirn auswirkt, indem sie die Größe des Gehirns von Hausesel und Wildesel verglichen haben. Während Ersterer sich nicht um lebensnotwendige Dinge wie Futter und Unterkunft kümmern muss, ist der Wildesel gezwungen, sich täglich Nahrung und Schutz vor Witterung zu suchen. Nun könnte man meinen, dass es dem Hausesel viel besser geht und er daher ein entsprechend besser entwickeltes Hirn haben müsste. Das Gegenteil ist der Fall: Wildesel haben im Durchschnitt ein doppelt so großes Gehirn wie ihre domestizierten Artgenossen. Bequemlichkeit und mangelnde Herausforderungen wirken sich also nachweislich lähmend und regressiv auf die Entwicklung des Gehirns aus.

Mit diesem Wissen wird klar, dass herkömmliche Managementmethoden fraglich sind und nicht den gewünschten Effekt haben. Sie beschränken sich meist auf die kognitive Ebene und stoßen schnell an die Grenzen, wenn schwierige Mitarbeiter wieder zu wertvollen Mitstreitern im Team gemacht werden sollen. Doch Gerald Hüther versichert: „Selbst den bockigsten oder faulsten Mitarbeiter, der sich innerlich schon verabschiedet hat, kriegen Sie wieder ins Boot. Beim einen dauert es länger als beim anderen, aber es geht immer – wenn Sie es wirklich wollen.“

Oberste Prämisse dabei ist: Ohne Emotionen geht es nicht. Deshalb lassen sich Veränderungen nicht über die üblichen Argumente erreichen, die auf rationaler Logik basieren, wie beispielsweise über Ratschläge, Seminare oder Zielvorgaben. Mit gängigen Belohnungssystemen lassen sich zwar kurzfristig Leistungszuwächse erreichen, nachhaltig ist das jedoch nicht, da diese Methode nicht die innere Haltung tangiert. Nicht der Mitarbeiter, sondern die Führungskraft reibt sich mit diesen Methoden langfristig auf, denn der Manager muss sich immer stärkere Reize für Belohnung und Bestrafung ausdenken. „Wenn Du den Esel treibst, musst Du seinen Furz ertragen“. Getreu diesem türkischen Sprichwort ist es besser, ihn von selbst zum Laufen zu bringen und nur noch seine Richtung bestimmen zu müssen. Nichts anderes ist Supportive Leadership.


Die drei Säulen von Supportive Leadership

EINLADEN

Im Gegensatz zu äußeren Motivationsanreizen wie Belohnung und Bestrafung laden supportive (unterstützende) Führungskräfte ihre Mitarbeiter ein, sich auf ihre Weise auf eine (neue) Aufgabe einzulassen. Solche Vorgesetzte schaffen es, ihre Mitarbeiter auf der Gefühlsebene zu motivieren. „Sie müssen Ihrem Mitarbeiter klar machen, dass es Ihnen am Herzen liegt, wenn er sich auf ein neues Projekt einlässt oder Sie auf neuen Wegen begleitet“, appelliert Gerald Hüther an die Seminarteilnehmer. Will man mit Supportive Leadership erfolgreich sein, gilt es, eine beachtliche Hürde zu überwinden. Nämlich ausgerechnet diejenigen auf diese schwierige Reise einzuladen, die einem am meisten Probleme bereiten – die Faulenzer, Drückeberger, Mut- und Lustlosen. Darin liegt eine große Hemmschwelle für Führungskräfte und daran scheitern viele trotz gutem Willen häufig. Denn daran zeigt sich, dass ein unterstützender Führungsstil nicht nur vom Mitarbeiter, sondern gerade auch von der Führungskraft ein Umdenken und Durchhalten erfordert. Führungskräfte, die sich auf diesen Weg begeben, müssen sich ganz neu auf ihre Mitarbeiter einlassen. „Betrachten Sie besonders Ihre schwierigen Mitarbeiter einmal mit ganz neuen Augen: Finden Sie bei allem, was Sie stört, etwas, was Ihnen gefällt – eine Eigenschaft, eine Verhaltensweise, eine Einstellung. Sie müssen Ihren Mitarbeiter mögen, dann sind Sie auf dem richtigen Weg“, so Professor Hüther.

„Die Probleme, die es in der Welt gibt, können nicht mit der gleichen Denkweise gelöst werden, die sie verursacht haben.“

Albert Einstein

ERMUTIGEN

Supportive Führungskräfte ermutigen ihre Mitarbeiter, sich auf ihre Art auf eine Aufgabe oder eine Problemstellung einzulassen. Sie vertrauen ihren Mitarbeitern und glauben daran, dass sie den richtigen Weg und eine gute Lösung finden. Und auch hier gibt es eine Hürde für Führungskräfte: Um so handeln zu können, muss man selbst Mut haben und an sich selbst glauben.

INSPIRIEREN

Supportive Führungskräfte schaffen es, Mitarbeiter um der Sache willen für etwas zu begeistern. Sie sind ihren Mitarbeitern Sparringspartner, ständiger Begleiter, Berater und Coach. Um das leisten zu können, gibt es auch hier eine klare Voraussetzung: Die Führungskraft muss selbst von der Sache begeistert sein.

Bei der erfolgreichen Umsetzung der unterstützenden Führungskunst helfen uns zwei Grundbedürfnisse, die bereits in der frühen Kindheit herausgebildet werden und die uns unser ganzes Leben lang erhalten bleiben. Das erste ist die Sehnsucht nach Verbundenheit, der Wunsch, dazu zu gehören (Bindungsbedürfnis), das zweite ist der Wille nach Wachstum, der Wunsch, immer wieder über uns hinaus zu wachsen (Wachstumsbedürfnis). Dadurch, dass man seine Mitarbeiter zur Mitarbeit einlädt, ermutigt und im besten Fall inspiriert, erreicht man automatisch durch wertschätzendes und seine Person anerkennendes Verhalten, dass mindestens eines dieser Bedürfnisse angesprochen wird: Dass sich der Mitarbeiter dazugehörig fühlt und dass er an einer sinnvollen, bedeutsamen Aufgabe wachsen kann. Bei unzufriedenen Mitarbeitern sind diese Grundbedürfnisse verletzt: Er fühlt sich unverstanden, nicht genug gefordert oder sieht keine Entwicklungsmöglichkeiten für sich und verhält sich daher abweisend. „Sie haben mit Mitarbeitern kein Problem auf der Verhaltensebene, sondern auf der Haltungsebene“, verdeutlicht der Neurobiologe. Bei diesen Mitarbeitern muss zuerst wieder Vertrauen aufgebaut werden, dass er sich wieder dazu gehörig fühlt und Chancen für sich sieht. Und das kann dauern.


Von der Ressourcennutzung zur Potentialentfaltung

Das hört sich einfach an – ist es aber nicht. Supportive Leadership erfordert Toleranz, Mut und Vertrauen in sich und andere. Eigenschaften, die im Karrieredickicht von Leistungs- und Zielorientierung und häufig immer noch vorhandener Hierarchiedenke auf der Strecke bleiben. An der Tagesordnung sind dann Verhaltensweisen, die Schwäche kompensieren sollen: Machtgebahren, Druckausübung, Sanktionen, hierarchisch geprägtes Befehlsdenken, Abwertung von Untergebenen. Angst vor Veränderungen, vor denen weder Mitarbeiter noch Führungskräfte gefeit sind, kann man nehmen, indem man prozess- statt ergebnisorientiert arbeitet. Dann ist der Weg das Ziel: Man belohnt statt dem Ergebnis Verbesserungen durch neue Ideen oder optimierte Arbeitsschritte. Damit entfernt man sich von der starken Ziel- und Ergebnisorientierung, die Mitarbeiter als nutzbringende Ressource ansieht, hin zu einer Potentialentfaltungsgesellschaft, die wirklich gute Arbeit und neue Ideen unterstützt. Abgesehen von der größeren Zufriedenheit, die die Wertschätzung am Arbeitsprozess an sich mit sich bringt, hat man damit genau den gleichen Effekt, denn das Ergebnis der Arbeit korreliert mit der Qualität der Arbeit. Das dauert länger, ist aber befriedigender und nachhaltiger. Toyota ist ein gutes Beispiel für eine solche prozessorientierte Firmenpolitik, während Opel mit seinen Werten für die zielorientierte Alternative steht. Nicht nur die Entwicklung dieser beiden Unternehmen macht das Plädoyer Gerald Hüthers für mehr Potentialentfaltung statt vornehmlicher Ressourcennutzung, wie es in unserer Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten üblich war, so nachvollziehbar und erstrebenswert. Auch die Aussicht, dass Supportive Leadership bei allen Beteiligten zu mehr Glück und Zufriedenheit führt, weil man mit Begeisterung bei der Sache ist, verlockt zum mutigen Neuanfang – oder es zumindest zu versuchen. Das haben sich die Seminarteilnehmer fest vorgenommen.

„Das Heil des Unternehmens liegt nicht in neuen Maßnahmen, sondern in einer anderen Gesinnung.“

Prof. Dr. Gerald Hüther



Wissenswertes zum Referenten


Professor Dr. Dr. Gerald Hüther ist Leiter der Zentralstelle für neurobiologische Präventionsforschung an den Universitäten Göttingen und Mannheim/Heidelberg. Er befasst sich als Grundlagenforscher mit dem Einfluss früher Erfahrungen auf die Hirnentwicklung, den Auswirkungen von Angst und Stress und der Bedeutung von emotionalen Bindungen.

Professor Hüther ist einer der bekanntesten und meist zitierten Hirnforscher im deutschsprachigen Raum und erfolgreicher Autor populärwissenschaftlicher Bücher, mit denen er die Erkenntnisse der Hirnforschung für die Praxis nutzbar machen will. Er hält Vorträge und Seminare für Mittelständler und DAX-Unternehmen zur Führungskunst. Dabei gibt er praxistaugliche und erstaunliche neurophysiologische Erkenntnisse für Höchstleistungen in Unternehmen und Motivation der Mitarbeiter.

http://www.gerald-huether.de/


Buchtipps zu Professor Gerald Hüther

Die Macht der inneren Bilder – wie Visionen das Gehirn, den Menschen und die Welt verändern, Vandenhoeck&Ruprecht, Göttingen 2006

Bedienungsanleitung für ein menschliches Hirn, Vandenhoeck&Ruprecht, Göttingen 2005

Biologie der Angst – wie aus Stress Gefühle werden, Vandenhoeck&Ruprecht, 1997


Quelle: http://www.select-zeitarbeit.de/Supportive-Leadership-Begeistern-statt-belohnen.89.0.html

Kommentare (10) 

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    schrieb am 22.06.2010 um 09:57
    Den obigen Beitrag oder doch wenigstens den Eingangssatz

    "Begeisterung ist Dünger für`s Hirn und der Schlüssel zu herausragender Leistung."

    sollte man u. a. in allen Lehrerzimmern an die Info-Tafel hängen, auch wenn den manche Kollegen längst dem Leben abgespürt und verinnerlicht haben.
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    schrieb am 25.06.2010 um 11:06
    Wenn ich den Artikel richtig verstanden habe, dann glaubt Herr Hüther, dass man auch diese Kollegen wieder "begeistern" kann, wenn man es nur richtig macht. Glaubst du das auch?
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    schrieb am 22.06.2010 um 10:05
    Ein wunderbares Konzept, aber wo sind die Führungskräfte, die es umsetzen (können)? Wer hat die Kraft, beständig zu ermutigen, zu fördern und zu begeistern?
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    schrieb am 22.06.2010 um 11:23
    Hallo Stephan,
    ich denke, du solltest die Wechselwirkung nicht vergessen. Es ändert sich ja was bei den Mitarbeitern. Um das mal auf die praktische Ebene zu bringen. Wenn ich motiviere, wie oben aufgeführt, dann kommt die Begeisterung ja auch an und trägt Früchte.
    Wenn ich ein Bäumchen gieße und ihm die besten Möglichkeiten zur Entfaltung bereite, dann wächst er und gibt mir etwas zurück.
    Freude und ich kann Kraft tanken.
    Wenn der Laden besser läuft und die Stimmung positiv ist, ist das eine Kraftquelle für eine Führungskraft. Sonst ist der Verantwortliche in der falschen Rolle.
    Sich ärgern, ständige Blockierungen der Arbeitsabläufe durch zwischenmenschliche Konflikte und unmotivierte Mitarbeiter, frisst schlussendlich auch viel Kraft.
    Daher ist es meiner Meinung nach eine Alternative, die umsetzbar ist. Wenngleich eine Umstellung immer ersteinmal ein kleines Loch verursacht.
    Aber das kennt man ja. Erstmal viel Eigeninitiative, Geduld haben und an die Sache glauben. Dann kommt auch was zurück.
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    schrieb am 22.06.2010 um 21:53
    Danke, toller Beitrag!
    Gerald Hüthers Bücher und Vorträge fand ich immer schon spannend.
    Da ist noch so viel zu tun in dieser Gesellschaft, und es ist toll daß es Menschen gibt (in allen Bereichen), die mit ihren Ideen und Forschungen dazu beitragen daß die Entwicklung auch in die positive Richtung geht...
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    schrieb am 22.06.2010 um 22:06
    Danke für diesen Beitrag. Leider habe ich noch keinen Chef erlebt, der ausreichend viel emotionale Intelligenz besitzt, um diese Theorien in der Praxis auch erfolgreich umzusetzen. Am schlimmsten sind die, die ihr Büro mit sämtlichen Leitbildern und Motivationssprüchen verzieren - mehr als Deko steckt dann leider auch meist nicht dahinter! :-(
    Liebe Grüße, Gita
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    schrieb am 24.06.2010 um 09:47
    Belohnung: wir werden anerkannt wenn wir etwas leisten. Fängt schon früh im Kindesalter an und setzt sich dann über die Schule bis an die Spitzen unserer Leistungs/Belohnungsgesellschaft fort.

    Begeisterung: wir schielen selbst nicht nach einer Belohnung, um Anerkennung zu erhalten und es gibt auch niemanden über uns der uns nach diesem Prinzip anspornen will. Alles geschieht aus der inneren Übereinstimmung von Herz und Verstand.

    Aufgesetzte Begeisterung bleibt aufgesetzt. Auch wenn das Lächeln in manchen Serviceabteilungen noch so breit ist.

    Begeisterung entsteht "einfach" im INNEREN und strahlt NUR von dort nach außen.

    Öffnen wir doch unsere innere Tür und schauen hinein was da auf uns wartet. Vielleicht ist es ein Kind was entdeckt werden möchte.

    (( | ^^
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    schrieb am 25.06.2010 um 11:23
    Wie kann man den einfachen Supermarkt-Mitarbeiter so begeistern, dass er jeden Tag gerne arbeiten geht (und sich darauf freut, wenn unzufriedene Hausfrauen den Frust an ihm auslassen)?

    Wie kann man einen Arbeitslosen dafür begeistern, gerne als Verkäufer, Reinigungskraft oder Erntehelfer zu arbeiten?

    Wie kann man Schüler dazu motivieren, die Cosinussätze zu lernen?

    Wie kann man die Menschen dazu motivieren, zu einem Ökostrom-Anbieter oder zumindest zum günstigsten Stromanbieter zu wechseln?

    Hab den langen Beitrag nicht vollständig gelesen, aber irgendwie scheine ich nicht zu verstehen, was das sensationell Neue an dem Ansatz von Herrn Hüther ist. Das kommt mir alles sehr bekannt - und schwer in die Praxis umzusetzen - vor.

    Mit "begeistern statt belohnen" kann ich überhaupt nichts anfangen. Warum soll belohnen schlecht sein? Und wie kann man begeistern, ohne eine Belohnung im weitesten Sinne in Aussicht zu stellen?

    Und Mitarbeiter, die "auf ihre Weise" arbeiten und damit zu fragwürdigen Ergebnissen kommen, kenne ich genug.

    Soll man auch Schüler "auf ihre Weise" lernen lassen (auf Facebook z. B.), anstatt sie konventionell zu unterrichten?

    In der Praxis ist das alles nicht so einfach, befürchte ich. Das menschliche Verhalten zählt zu dem Kompliziertestem, was es im Universum gibt. :-(
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    schrieb am 25.06.2010 um 11:57
    Götz Werner hat dazu ja auch so seine Ansichten. Er plädiert dafür, dass Arbeitsplätze so gestaltet werden müssen, dass sie genug Abwechslung bringen und dem Mitarbeiter nicht nur ein Einkommen geben.

    Die aufgezählten Tätigkeiten können erfüllende Tätigkeiten sein, wenn sie ohne Leistungsdruck ausgeübt werden können: ein netter Schnack mit dem Kunden, endlich erstrahlt wieder alles im neuen Glanz und draußen mit der Natur zu sein und die Früchte der Erde zu ernten, kann sehr wohl auch erfüllend sein!

    Es sind wahrscheinlich weniger die Tätigkeiten als vielmehr die Struktur die dafür sorgt, dass gewisse Arbeitsplätze aktuell nicht attraktiv sind.

    Schüler und Stromkunden kann man z.B. über die Zukunftsperspektiven motivieren. Hier bei Utopia haben ja auch schon viele gewechselt, nachdem sie alle Infos beieinander hatten. Ganz ohne Belohnung.

    Begeisterung regt die Kreativität an und setzt neue Energie frei. Bei einer in Aussicht gestellten Belohnung, geht es nur um das Erreichen eines Zieles und nicht um das Entfalten der Potentiale. Ich empfehle Dir den Text zu lesen, dann könnten sich ein paar Fragen von Dir klären ;-)

    Zum Lernen von Schülern finde ich die Beiträge von Dagmar Kropp immer sehr anregend. Hier sind die Schüler voll bei der Sache - auch ohne facebock. Das Waldorf-Konzept bietet auch Alternativen zu konventionellen, leistungsorientierten Lehrmethoden.

    Sicher. Theorie und Praxis sind immer zwei Paar Schuh. Die meisten Menschen nutzen allerdings sicherlich nur einen Bruchteil ihres Potentials. Hüther geht es genau um die Frage, wie das restliche Potential entfaltet werden kann.
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    schrieb am 25.06.2010 um 13:05
    Die beste praktische Anwendung dieses Systems ist sicher die Kindererziehung. So viele kleine und große Probleme bewältige ich, während ich ein kleines Menschlein in unsere Welt einführe, bis es selbstständig klar kommt.

    Die Belohnung hierfür bleibt aus. Irgendwann finden die Kids ihre Eltern furchtbar und ziehen aus. Das ist natürlich und gut so.
    Die Begeisterung für mein Kind wächst immer wieder neu. Ich versuche Lösungen zu finden, um die Krisen zu bewältigen, die ein Erziehungsprozess so mit sich führt.
    Diese kommt von innen, aus mir selbst heraus, weil ich mein Kind liebe.

    Es scheint so einfach. Dabei ist der Umdenkprozess sehr schwerfällig. Weil uns schon in der Kinderstube mitgegeben wird, für Belohnung sich anzustrengen. Aber genau das ist ja ein Trugschluss.
    Dieses Anstrengen bis...Verhalten, hält uns davon ab, das Leben tatsächlich im Moment wahrzunehmen. Dabei übersehen wir das eigentliche Leben, brennen aus und finden nie das, was wir uns alle wünschen. Zufriedenheit.

    Begünstigen tut dies ein angenehmes Arbeitsklima. Doch wenn der Mitarbeiter frustriert sein will, dann ist er es. Da kann man machen, was man will. Ich bin trotzdem der Meinung, dass die Mehrzahl von Mitarbeitern sich anstecken lassen würde. Und schließlich Probleme als Herausforderung ansehen, um mit Freude eine Lösung zu finden. Das kann ja auch Spaß machen.

    Es ist und bleibt kompliziert und ein laanger Weg. Wir sind bereits dabei anzufangen. Das finde ich toll. Danke für diesen Beitrag.

    "Entzünde lieber ein kleines Licht, als dich über die Dunkelheit zu beklagen." Konfuzius